Nutri Score: Nährwertvergleich auf einen Blick (2024)

Früchtemüsli oder Cornflakes? Raps- oder Olivenöl? Pizza Hawaii oder lieber Pizza Salami? Beim Einkauf von Lebensmitteln gibt es viel zu entscheiden. Dabei ist der Nährwert von Lebensmitteln für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ein wichtiges Auswahlkriterium. Gut daher, dass fast jedes verpackte Lebensmittel heute eine Nährwerttabelle trägt. Doch für einen schnellen Produktvergleich auf einen Blick eignet sich diese nur bedingt. Deshalb ergänzt der Nutri-Score seit November 2020 die verpflichtende Nährwertkennzeichnung. Mittlerweile nutzen rund 700 Unternehmen mit mehr als 1.000 Marken das freiwillige Label für Produkte wie Joghurt und Müsli, Milch und Pflanzendrinks, Tiefkühlgemüse, Pizza bis hin zu Snackartikeln und Backwaren (Stand: 04/2023).

Was der Nutri-Score leistet

Der Nutri-Score zeigt die Nährstoffzusammensetzung eines Lebensmittels in fünf Stufen an und ermöglicht es so, Lebensmittel einer bestimmten Kategorie, also etwa Getränke, Brote oder Zerealien hinsichtlich ihrer Nährwerte miteinander zu vergleichen. Genauso können Bratöle unterschiedlicher Sorten oder verschiedene Snackartikel miteinander verglichen werden – und im Grunde alle Produkte, die einander so ähnlich sind, dass sie als Verzehralternativen betrachtet bzw. gegeneinander ausgetauscht werden können.

Wie der Nutri-Score ermittelt wird

Der Nutri-Score basiert auf einem wissenschaftlich entwickelten Rechenmodell, bei dem ausgewählte Nährstoffe, bestimmte Zutaten wie Obst und Gemüse und Hülsenfrüchte sowie der Energiegehalt mit Punkten bewertet und zu einem Gesamtnährwert miteinander verrechnet werden. Je nachdem, ob den berücksichtigten Bestandteilen ein positiver oder weniger positiver Einfluss in der Ernährung zugeschrieben wird, schlagen sie auch bei der Berechnung des Nutri-Score zu Buche. Angezeigt wird das Ergebnis in Farben und Buchstaben. Der Buchstabe A und die Farbe Grün stehen für die günstigste Nährstoffzusammensetzung. Der Buchstaben E und die Farbe Rot bezeichnen Produkte mit vergleichsweise ungünstiger Nährstoffzusammensetzung.

Seit Januar 2021 nimmt ein Wissenschaftliches Gremium mit unabhängigen Expertinnen und Experten, Evaluierungen des Nutri-Score-Algorithmus vor. Für Bereiche, in denen der Nutri-Score verbessert werden kann, entwickelt das Wissenschaftliche Gremium Änderungsvorschläge. So soll der Nutri-Score über die Zeit noch aussagekräftiger werden und Verbraucherinnen und Verbrauchern damit eine noch größere Unterstützung beim Vergleich von Lebensmitteln bieten. Die ersten Änderungen am Nutri-Score sind zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten: Zu den Änderungen zählt unter anderem, dass Ballaststoffe stärker gewichtet werden als noch in der vergangenen Version des Nutri-Score-Rechenmodells. Dadurch schneiden beispielsweise ballaststoffreiche (Vollkorn)-Produkte im Nutri-Score-Vergleich in der Regel besser ab als ballaststoffärmere Alternativen. Der Zucker- und Salzgehalt von Lebensmitteln wird ebenfalls stärker gewichtet, sodass Lebensmittel mit vergleichsweise hohen Gehalten nun eine ungünstigere Nutri-Score-Bewertung erhalten.

Wo der Nutri-Score zu finden ist

Fachzeitschrift "Ernährung im Fokus" - Fachartikel zum kostenlosen Download

"Der neue Nutri-Score zur erweiterten Nährwertkennzeichnung" - Ernährung im Fokus, 04/2020 (PDF 382 KB)

Der Nutri-Score ergänzt die verpflichtende Nährwerttabelle nach der EU-Lebensmittel-Informationsverordnung. Praktisch jedes Lebensmittel kann das Logo tragen – vorausgesetzt, das Unternehmen hat sich für die Verwendung registriert und das Lebensmittel trägt eine Nährwerttabelle. Der Nutri-Score muss auf der Produktvorderseite grundsätzlich im unteren Drittel der Packung platziert werden. Entscheiden sich Unternehmen für den Nutri-Score, müssen sie ihn nach einem Zeitraum von in der Regel 24 Monaten auf all ihren Produkten einer registrierten Marke nutzen. Er darf nicht nur auf den Produkten mit günstiger Nährwertqualität stehen.

Auch in der Werbung, zum Beispiel auf Flyern, darf der Nutri-Score zusätzlich genutzt werden. Lebensmittel, die für Säuglinge und Kleinkinder bestimmt sind, Produkte zum Mahlzeitenersatz sowie Getränke mit einem Alkoholgehalt von mehr als 1,2 Volumenprozent sind vom Anwendungsbereich des Nutri-Score ausgenommen.

Gut verständlich, leicht erkennbar und erwünscht

Der Nutri-Score wird allgemein gut verstanden, das zeigen zahlreiche Studien. So wurde etwa untersucht, mit welchem Modell zur Nährwertkennzeichnung es Verbraucherinnen und Verbrauchern am leichtesten fällt, Lebensmittel anhand ihrer Nährwertqualität zu sortieren. Hierbei schnitt der Nutri-Score am besten ab, sowohl bei Untersuchungen in der Bevölkerung von Frankreich wie auch von Deutschland.

Informationen des BMEL

www.bmel.de
Das Bundeskabinett billigt die Verordnung zur Einführung des Nutri-Score am 19.08.2020

Außerdem wird der Nutri-Score von Verbrauchern und Verbraucherinnen besonders gut wahrgenommen, und leitet sie intuitiv. Verhaltensstudien geben dafür zwei Gründe an: Die Farben Rot und Grün werden vom menschlichen Auge besonders schnell erkannt und stellen intuitive Stopp-Weiter-Signale dar. Menschen, die Schwierigkeiten mit der Unterscheidung von Farben haben, können sich anhand der Buchstaben-Bewertung ein schnelles Bild vom Nährwert machen.

Zudem ist der Nutri-Score auch in der Verbraucherschaft positiv bewertet: Danach gefragt, welches von vier Modellen zur Nährwertkennzeichnung in Deutschland unterstützt werden sollte, haben sich die Menschen in einer repräsentativen Befragung 2019 mehrheitlich für den Nutri-Score ausgesprochen. Das skandinavische Keyhole-Modell, ein Vorschlag aus der Wirtschaft und ein Vorschlag des Max Rubner-Instituts (MRI) fanden deutlich geringeren Zuspruch.

Freiwillige Verwendung, weite Verbreitung erwünscht

Die Verwendung des Nutri-Score ist aufgrund des EU-Rechts freiwillig. Für den Erfolg des Systems ist es daher wichtig, dass möglichst viele Lebensmittelunternehmen das Logo verwenden. Je mehr Lebensmittel das Logo tragen, desto mehr Produkte können Verbraucherinnen und Verbraucher in ihren schnellen Nährwertvergleich einbeziehen.

Sieben Staaten in Europa empfehlen den Nutri-Score bereits oder planen dies: Neben Deutschland sind dies Frankreich, Belgien, Luxemburg, Schweiz, die Niederlande und Spanien. Für sie hat sich das Kürzel „COEN“ etabliert. Es steht für "Countries officially engaged in Nutri-Score". Denn die COEN-Staaten nutzen den Nutri-Score nicht nur. Sie haben sich auch auf eine gemeinsame Koordination verständigt, um die Verwendung des Nutri-Score europaweit einheitlich weiterzuentwickeln.

Grenzen des Nutri-Score

Der Nutri-Score hat wie andere vereinfachende Logos zur Nährwertinformation neben seinen Stärken auch Grenzen. So ist die Anzahl von Nähr- und Inhaltstoffen, die seiner Berechnung genutzt wird, naturgemäß begrenzt. Schließlich muss ausreichend gut belegt sein, ob der Stoff günstige Wirkungen in der Ernährung hat oder ob seine übermäßige Zufuhr mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden ist. Dieses Wissen besteht längst nicht für jeden Lebensmittelinhaltsstoff.

Der Nutri-Score gibt eine Orientierung über den Gesamtnährwert eines Lebensmittels, nicht jedoch zu einzelnen Nährwerten, etwa zum Fettgehalt oder dem Energiegehalt. Die Gesamtbewertung ist eine Eigenschaft, die im Rahmen einer unabhängigen Verbraucherforschung von Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland als positiv bewertet wurde. Wer jedoch gezielt auf einzelne Nährstoffe oder Zutaten achten muss oder will, muss weiterhin einen Blick auf die Nährwerttabelle oder ins Zutatenverzeichnis werfen. Dort finden sich wertvolle Informationen zur Produktqualität beziehungsweise zum Nährwert.

Anders als die Ernährungsempfehlungen verschiedener Gesundheitsorganisationen, beispielsweise der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, gibt der Nutri-Score grundsätzlich keine Orientierung über die Ausgewogenheit der gesamten Ernährung und macht keine Aussagen zum Gesundheitswert eines Lebensmittels. Der Nutri-Score ist anders zu verstehen: Er kann dabei helfen innerhalb einer bestimmten Lebensmittelkategorie die Produktvariante mit dem günstigsten Gesamtnährwert zu erkennen.

Daher sollte man sich im Rahmen einer gesunden und ausgewogenen Ernährungsweise nicht ausschließlich auf den Nutri-Score verlassen. Der Nutri-Score knüpft aber an die allgemeinen Ernährungsempfehlungen an. Habe ich mich für eine bestimme Lebensmittelkategorie entschieden, bietet mir der Nutri-Score eine schnelle und unkomplizierte Möglichkeit zum Nährwertvergleich.

Gewiss ist außerdem: Eine vereinfachte Nährwertinformation allein kann das Ernährungsverhalten der Menschen nicht verändern. Denn Einkaufsverhalten wird maßgeblich von Routinen und von der Qualität des Produktangebots und vom Geschmack und der Bequemlichkeit geprägt. Viele lose verkaufte Lebensmittel beispielsweise frisches Gemüse und Obst werden trotz einer hervorragenden Nährstoffqualität auch in Zukunft keinen Nutri-Score tragen. Ein einfach verständliches Modell wie der Nutri-Score kann aber dazu beitragen, dass sich Interessierte leichter ein Bild über die Nährwertqualität vieler anderer Lebensmittel machen und auf dieser Basis eine bewusste Kaufentscheidung treffen können.

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